The Cinematic Orchestra | Ma Fleur

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The Cinematic Orchestra Höreindruck zum Album Ma Fleur

Am Tisch im Wohnzimmer. Der Blick auf die leere Straße. Und ich schrieb und schrieb, hörte, wanderte durch die Zimmer und hörte, schrieb, schrieb, weinte, hörte, lächelte vor mich hin, weinte, fuhr, schrieb, schrieb, hörte, lauter, lauter. Länger, immer länger wurde der Text, Gedanken, nie ausgesprochen, ja, nicht einmal zu Ende gedacht. Und bevor es mir das Herz zerriss, löschte ich wieder.

Und ich hörte, lauter, lauter, und ich fuhr und ich filmte und hörte und filmte. Und stellte fest, dass alles, was mir an Technik und Wissen zur Verfügung steht, nicht ausreicht, noch nicht, um meine Gedanken sichtbar und hörbar zu machen, sichtbar, hörbar, ohne sie wirklich beim Namen zu nennen. Und ich löschte wieder.

Album Cover The Cinematic Orchestra – Ma Fleur. Cover Art copyright: Ninja Tune

Wiederzugeben, gleich wie, was geschieht, mit mir, wenn ich „Ma Fleur“ höre, vom ersten bis zum letzten Stück, immer wieder „To Build A Home“ mit der feinen Stimme von Patrick Watson fünf-, sechs-, siebenmal hintereinander höre, dann wieder alle Stücke von eins bis elf, den Takt von „As The Stars Fall“ ab 00:57 schlage, versuche zu schlagen, den Kopf dazu bewege, „der Kerl ist krank“ würde jemand denken, der mich nur sieht und nicht hört was ich höre, wiederzugeben also, was geschieht, mit mir, das käme dem Versuch gleich, mein Leben an einem Abend zu erzählen, bebildert, dabei alle Namen zu nennen, kleine Geschichten am Rande inklusive.

Einfach hinsetzen und heulen. Wäre eine Möglichkeit. Und käme ich in Erklärungsnot, würde ich verständlich machen wollen, warum Weinen glücklich macht.

Ninja Tune

Mir kommt der Satz in den Kopf „… kann man nicht beschreiben, … muss man erleben.“. Faulheit, Dummheit, Discount-Koketterie. Ich glaube eher an: „Was man nicht beschreiben kann, das gibt es nicht.“.

The Cinematic Orchestra (TCO) kommt aus Großbritannien. Sie wurde Ende der 1990er Jahre von Jason Swinscoe gegründet. Ihr Stil lässt sich gut mit einem Mix aus Jazz, Downbeat, Popmusik, Electronica umschreiben.
Die Band besteht derzeit aus: Bassist Phil France, Gitarrist Stuart McCallum, Pianist Nick Ramm, Saxophonist Tom Chant,  Schlagzeuger Luke Flowers und Singer-Songwriter Patrick Watson sowie verschiedenen Gastmusikern.
Aufmerksamkeit erregte die Band mit einer Überarbeitung der Filmmusik zu Dsiga Wertows experimentellen Stummfilm Der Mann mit der Kamera. Die Filmmusik wurde von TCO 2000 in Porto [der damaligen Kulturhauptstadt Europas] während der Aufführung live eingespielt.
Auf ihren Alben Every Day und „Ma Fleur“ arbeitete die Band zudem mit der amerikanischen Soul-Sängerin Fontella Bass zusammen.

The Cinematic Orchestra | „Ma Fleur“.
Erscheinungsdatum | 2007
Label | Ninja Tune
Musikgenre | Jazz, Downbeat, Popmusik, Electronica

Diskografie
1999 – Motion
2000 – Remixes 1998–2000
2002 – Every Day
2003 – Man With A Movie Camera
2007 – Ma Fleur (April)
2008 – Live at the Royal Albert Hall
2009 – Das Geheimnis der Flamingos (The Crimson Wing: Mystery of the Flamingos) – Soundtrack
2010 – Late Night Tales: The Cinematic Orchestra
2012 – In Motion #1

Dieser Text erschien 2014 auf der blaue ritter.


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