Wie ich auszog, um das „Magazin machen“ zu lernen

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Als ich 2012/2013 begann, mich damit auseinander zu setzen, wie OnlineMagazine funktionieren, habe ich mich – ganz Beginner – an den erfolgreichen, professionellen Publikationen orientiert. Damals war es für mich zudem so, dass ich nicht bloggen wollte. Das erschien mir als zu amateurhaft und wenig interessant für Internetnutzer. Wenn dann richtig, schließlich wollte ich irgendwann mal Journalist geworden sein.

Ich gründete dann das OnlineMagazin der blaue ritter. Eine Art Versuchslabor mit der Hoffnung verbunden, es würde erfolgreich werden und mir die (meine) Zukunft weisen. Letzteres hat es getan, aber anders als gedacht.

Meine Vision war: Ich gründe den ritter und nebenbei einen ebookVerlag für „junge Literatur“ inkl. Lyrik. Der Anfang war mit vielen Kontakten und Texten vielversprechend. Lange Zeit hatten wir etwa 10 – 15 Tsd. LeserInnen im Monat. Und alles ohne zu monetarisieren.
Erfolgstrunken habe ich immer mehr Rubriken hinzugenommen, die mit der Ursprungsidee nichts mehr zu tun hatten. Alles spannende Sachen.
Dann kam der Moment, wo ich feststellte: Ich habe viele LeserInnen, einen bunten Gemischtwarenladen an Themen, an GastautorInnen und völlig den Überblick verloren.
Da verlor ich auch die Lust, weil mir kein Ausweg einfiel. der blaue ritter lag dann mehr als ein Jahr brach. Ich habe viele Gespräche geführt, um zu reflektieren, was falsch gelaufen ist. Denn die Vision war in meinem Kopf noch da.

Was habe ich daraus gelernt?!

Es mit professionellen Magazinen, die ihren Betrieb mit einem Redaktionsstab in Schwung halten, aufnehmen zu wollen, als Einzelkämpfer mit Gastautoren, ohne finanziell viel reinbuttern zu wollen, ist Murks und ein Garant dafür, sich selbst zu frustrieren und auszulaugen. Anders als „damals“ werden viele Blogs und Magazine heute wesentlich gewerbsmäßiger geführt.

Welche Alternativen gibt es nun (für mich)?

Ich habe mich mit der Frage auseinandergesetzt: Was ist ein Blogger? Dieser Begriff ist in vieler Munde; wenige können erklären, was damit gemeint ist.

Meine erste Erkenntnis: ein Blog hat bereits von der Idee her nichts mit klassischen Magazinen zu tun. Und somit die Tätigkeit des Bloggers entsprechend wenig mit einem klassischen Redakteur/Herausgebers. Für einen Außenstehenden ist das vielleicht irrelevant, für den Blogger wichtig.

Ein Blog sollte immer individuell gemacht sein, dass es vom Ausgang her eher eine one-(wo)man-show ist: Der Blogger ist in Sprache, Stil, Fokus klar erkennbar. Zumindest sollte es so sein. Und das kann ein großer Vorteil sein. Man sagt, BlogLeserInnen ist es heute mehr denn je wichtig, wer die Person dahinter ist. Besonders gilt dies bei Nischenblogs. Dieser Eindruck hat sich mir in den letzten Jahren immer wieder bestätigt. Bei erfolgreichen Blogs stehen die HerausgeberInnen immer auch im Mittelpunkt. Denn sie sind es auch, die ihr Werk selbst vermarkten.

Von einem Blogger wird nicht zwingend journalistische Objektivität erwartet. Qualität und Niveau sollten immer stimmen, aber da der Publizist des Blogs mit im Fokus steht, wird erwartet, dass er/sie klar Position bezieht: Sowohl in der Auswahl der Beiträge als auch mit seiner/ihrer Meinung. – Das ist ein Punkt, der mir so nicht bewusst war und ein gewisses Selbstverständnis und Selbstbewusstsein braucht. – Ist das eine Typfrage? Jedenfalls ist das etwas, an dem ich noch konsequent arbeiten darf.

Was bedeutet das nun für die Praxis?

Bisher habe ich versucht im Hintergrund zu bleiben und gehofft, dass die Beiträge für sich und andere für mich sprechen. Ich habe gelernt: Das funktioniert nur bedingt.

Inhaltlich habe ich spekulativ mehr an die Leserschaft gedacht, als an das, was ich wirklich veröffentlichen will; siehe Gemischtwarenladen. Außerdem wollte ich es allen immer recht machen. Dabei habe ich mich aus den Augen verloren.
Bedeutet: Es braucht (für mich) ein klares, gut überlegtes und ausgearbeitetes redaktionelles Konzept. Mit einem roten Faden und definierten Grenzen. Den Aufwand dafür habe ich lange, lange unterschätzt.
Niveauvoll etwas gegen den Mainstream zu bürsten, ist genauso anstrengend, wie etwas leicht, wie selbstverständlich wirken zu lassen. Aber lohnend und sehr interessant.

Chuzpe braucht es; immer und immer wieder.

Um konsequent auf sich aufmerksam zu machen. Das braucht es auch, um an gute GesprächspartnerInnen zu kommen.
Aber auch um sich innerlich gegen schlechte Kritiken, Besserwissereien abzugrenzen. Und Chuzpe braucht es auch, um Themen fernab des Mainstreams erfolgreich als Knaller/Aufmacher rauszubringen.

Zusammengefasst geht es mir darum, den Spagat zwischen journalistischer Qualität bei Schreibstil und Recherche und meiner Individualität des Bloggers so zu vollziehen, dass LeserInnen mitgehen und bleiben. Über meine Lernprozesse dabei werde ich hier berichten (bloggen).


Kommentare

Eine Antwort zu „Wie ich auszog, um das „Magazin machen“ zu lernen“

  1. […] im Web. Warum ich für diese Webseite einen Relaunch als letzte Rettung ansehe, habe ich im Beitrag Wie ich auszog, um das “Magazin machen” zu lernen beschrieben. Dieser komplette Neuanfang zieht allerlei Konsequenzen nach sich. Der größte Aufwand […]

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